Die Stummen Reiche

An einem Dienstag um 23:52 Uhr begegnete die 12-jährige Persephone dem Tod. Bei der Totenwache ihres Nachbarn Victor erschien er ihr als Geist und mit ihm zwei Skelette, die seinen letzten Seufzer einsammeln sollten. Doch sie sind zwei Tage zu spät! Nun muss Persephone ins Totenreich reisen, um ihn zu retten.

Ein ungewöhnlicher Ausflug in die Unterwelt: Die Stummen Reiche

Die Stummen Reiche aus dem Splitter Verlag entführt uns in eine einzigartige und schräg-sympathische Welt, in der der Tod keine düstere, abschreckende Macht ist, sondern eher ein skurriler Begleiter. Der Comic von Séverine Gauthier und Jérémie Almanza beginnt mit einem Ereignis, das viele von uns in ihrem Leben schon einmal erlebt haben könnten, dem Tod eines Bekannten. Für die 12-jährige Persephone ist dies jedoch kein gewöhnlicher Todesfall, sondern der Beginn einer außergewöhnlichen Reise. Als sie den Geist ihres Nachbarn Victor trifft und zwei Skelette auftauchen, die versäumt haben, seinen Seufzer einzusammeln, wird sie unversehens in eine Mission verwickelt, die sie ins Totenreich führt.

Humor trifft auf tiefgründige Themen

Was Die Stummen Reiche so besonders macht, ist die gelungene Mischung aus humorvollen Momenten und der behutsamen Auseinandersetzung mit einem der schwierigsten Themen des Lebens: dem Tod. Gauthier schafft es, ein ernstes Thema kindgerecht zu verarbeiten, ohne dabei die Bedeutung von Verlust und Abschied zu verflachen. Persephones Reise in die Unterwelt ist geprägt von einer charmanten Leichtigkeit und einer Reihe skurriler Ideen. So begegnet sie in der Unterwelt nicht nur allerlei ungewöhnlichen Wesen, sondern auch den Herausforderungen, die damit einhergehen, eine verlorene Seele ins Totenreich zu bringen.

Schräg und trotzdem tiefgründig

Die Charaktere und die Welt, in die Persephone eintaucht, sind von einer seltsamen, fast märchenhaften Qualität. Die Unterwelt wird nicht als düsterer, angsteinflößender Ort dargestellt, sondern als ein surrealer Raum voller bizarrer, aber nicht bedrohlicher Gestalten. Es gibt Witze und absurde Situationen, doch die Geschichte bleibt zu keinem Zeitpunkt trivial oder oberflächlich. Das Thema Tod wird respektvoll behandelt, wobei der Humor nie auf Kosten der Trauer geht. Die Toten erscheinen nicht als furchteinflößende Wesen, sondern als solche, die einfach ihren Platz im großen Zyklus der Dinge einnehmen, was wiederum eine tiefere Reflexion über das Leben und den Tod anregt.

Zeichnungen, die Atmosphäre schaffen

Ein weiterer Höhepunkt von Die Stummen Reiche sind die Zeichnungen von Jérémie Almanza. Die Ästhetik erinnert stark an Tim Burtons „Corpse Bride“, was dem Comic eine gothic-verwunschene Atmosphäre verleiht. Die stilisierten Figuren, die düsteren Farben und die teils bizarren Designs der Totenwelt tragen zu einem visuellen Erlebnis bei, das sowohl anziehend als auch geheimnisvoll ist. Almanzas Illustrationen schaffen es, das düstere Thema auf eine spielerische und gleichzeitig tiefgründige Weise darzustellen. Die Szenerien sind detailreich und atmosphärisch, und die Charaktere wirken lebendig, obwohl sie sich in einer Welt jenseits des Lebens bewegen.

Die Reise ins Unbekannte

Der Comic ist eine wahre Entdeckungsreise, und dabei sind es nicht nur die phantastischen Orte, die Persephone im Totenreich entdeckt, die fesseln, sondern auch die vielen kleinen Begegnungen und die Entwicklung der Hauptfigur. Persephone wächst mit ihrer Aufgabe, den verlorenen Atemzug zu finden, und obwohl sie sich in einer unheimlichen Welt wiederfindet, zeigt sich ihre Stärke und Neugier. Sie ist ein mutiger, cleverer Charakter, der nicht davor zurückschreckt, sich ihren Ängsten und Herausforderungen zu stellen. Die Reise wird so zu einer Art Selbstfindung, die tiefere Fragen über Leben und Tod aufwirft, ohne jemals zu schwer zu werden.

Die Mischung aus Spannung und Emotion

Was Die Stummen Reiche von vielen anderen Comics dieses Genres abhebt, ist die perfekte Balance zwischen Spannung und emotionaler Tiefe. Während Persephone in die Welt der Toten eintaucht und allerlei Hindernisse überwinden muss, wird der Verlust von Victor und die Frage, was nach dem Tod kommt, immer wieder thematisiert. Der Comic lässt uns mit Persephone über den Tod nachdenken, ohne dass es je in eine düstere, tragische Richtung abdriftet. Stattdessen geht es darum, das Unbekannte zu akzeptieren und dem Leben und dem Tod mit einer Mischung aus Mut und Neugier zu begegnen.

Für wen ist Die Stummen Reiche geeignet?

Die Stummen Reiche ist ein Comic für alle, die einen Hauch von Gothic, Humor und Tiefgang lieben. Auch wenn die Hauptfigur Persephone erst 12 Jahre alt ist, ist die Geschichte definitiv nicht nur für Kinder geeignet. Erwachsene werden ebenso von der durchdachten Mischung aus Fantasie, Humor und den zugrundeliegenden philosophischen Fragen fasziniert sein. Fans von Comics wie Coraline oder Die Abenteuer von Tom Tom werden den gleichen Zauber und die gleiche Eigenwilligkeit in Die Stummen Reiche finden.

Fazit: Ein außergewöhnlicher Blick auf das Leben und den Tod

Die Stummen Reiche ist ein faszinierendes Werk, das uns in eine wundersame und teils skurrile Welt entführt. Es gelingt Gauthier und Almanza, mit einer leichten Hand und dennoch mit viel Tiefe über den Tod nachzudenken, ohne dabei die Leichtigkeit und den Humor zu verlieren. Der Comic bietet genau die richtige Mischung aus Fantasie, Humor und Nachdenklichkeit, um Leser jeden Alters zu fesseln. Die Zeichenkunst von Jérémie Almanza unterstützt die Geschichte perfekt und schafft eine Atmosphäre, die an die Werke von Tim Burton erinnert, dabei aber eine eigene visuelle Identität entwickelt. Wer sich auf die skurrile und fantasievolle Welt von Die Stummen Reiche einlässt, wird mit einer Geschichte belohnt, die sowohl zum Schmunzeln anregt als auch tiefere Gedanken über den Tod und das Leben anstößt. Es ist ein Comic, der zeigt, wie man auch ernste Themen in einer spielerischen und kreativen Weise ansprechen kann, ohne die nötige Tiefe zu verlieren. Insgesamt ist Die Stummen Reiche ein gelungener Mix aus Humor, Fantasie und Ernsthaftigkeit. Ein Comic, der nicht nur zum Lachen anregt, sondern auch dazu, über das Leben und seine Vergänglichkeit nachzudenken und dabei nie den Charme und die Leichtigkeit verliert. Ein echtes Lesevergnügen!

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