SIX 2: Ein Berg voller Gold
Sechs grundverschiedene Menschen bilden eine chaotische Truppe, jeder mit einem dunklen Geheimnis. Ihr Ziel: überleben und, wenn möglich, reich werden. Sie wollen die Mine erreichen, die der junge Kid geerbt hat ein Ort mit düsterem Ruf, der schon viele in den Wahnsinn trieb. Doch zuerst müssen sie lebend dort ankommen.
Rezension zu SIX 2: Ein Berg voller Gold – Wilder Westen, düstere Geheimnisse und explosive Dynamik
SIX 2: Ein Berg voller Gold setzt die Reise einer ungleichen Truppe im rauen Wilden Westen fort und verleiht dem Genre eine erfrischende Perspektive. Statt den klassischen Helden des Wilden Westens tapfere Cowboys und gesetzestreue Sheriffs stehen hier die Ausgestoßenen und Übersehenen im Mittelpunkt: Farbige, Frauen, Ureinwohner und Menschen mit dunkler Vergangenheit. Philippe Pelaez hat es sich zur Aufgabe gemacht, Klischees zu brechen und den vermeintlich Schwachen eine Bühne zu geben, während Casados dynamische Zeichnungen die Atmosphäre intensiv verstärken.
Eine dysfunktionale Truppe mit Tiefgang
Das Herzstück des Comics sind die sechs Hauptfiguren, ein chaotischer Haufen, der auf den ersten Blick kaum zusammenpasst. Doch gerade ihre Gegensätzlichkeit und die unausgesprochenen Konflikte zwischen ihnen sorgen für eine faszinierende Dynamik. Jeder von ihnen hat ein dunkles Geheimnis, das nach und nach enthüllt wird, wodurch sich immer neue Facetten der Charaktere zeigen. Die Spannungen innerhalb der Gruppe treiben die Handlung voran und verleihen der Geschichte eine emotionale Tiefe, die in klassischen Western oft fehlt.
Ein unheilvolles Ziel mit düsterer Stimmung
Das Ziel der Truppe, eine sagenumwobene Goldmine, ist mehr als nur eine einfache Schatzsuche. Die Mine hat eine düstere Vergangenheit als Grabstätte für Arapaho-Krieger und wird von einem übernatürlichen Hauch des Grauens umweht. Der Ort ist ebenso verlockend wie gefährlich und scheint die Gier und Ängste der Figuren zu verstärken. Diese unheilvolle Atmosphäre, gepaart mit den mysteriösen Andeutungen über den Wahnsinn früherer Schatzsucher, verleiht dem Comic eine spannende, fast schon Horror-ähnliche Dimension.
Ein Gesellschaftsporträt im Western-Gewand
Was SIX 2 besonders macht, ist die Art, wie es gesellschaftliche Themen im historischen Kontext beleuchtet. Rassismus, Ausgrenzung und die Härten des Überlebens im Wilden Westen werden nicht beschönigt. Pelaez zeigt, dass der Traum vom Reichtum und der Freiheit oft auf den Rücken der Schwächsten ausgetragen wurde. Besonders beeindruckend ist, wie subtil diese Themen in die Handlung eingeflochten werden, ohne belehrend zu wirken. Die Geschichten der Figuren geben diesen Aspekten eine persönliche Note, die unter die Haut geht.
Zeichnungen, die den Wilden Westen zum Leben erwecken
Casados Illustrationen sind ein absoluter Höhepunkt des Comics. Mit dynamischen Linien und einer detaillierten Darstellung der kargen Landschaften fängt er die raue Schönheit des Wilden Westens perfekt ein. Besonders die Actionszenen sind beeindruckend choreografiert, während die Mimik und Gestik der Figuren viel über ihre inneren Konflikte verrät. Die Farbpalette wechselt gekonnt zwischen warmen, erdigen Tönen und düsteren Schattierungen, die die bedrohliche Atmosphäre der Geschichte unterstreichen.
Action, Spannung und Humor in perfekter Balance
Trotz der ernsten Themen und der düsteren Grundstimmung mangelt es SIX 2 nicht an unterhaltsamen Momenten. Wortgefechte, bissige Kommentare und unerwartete Wendungen lockern die Spannung immer wieder auf, ohne den Ton der Geschichte zu brechen. Die Mischung aus Action, Drama und Humor sorgt dafür, dass der Comic niemals eintönig wird und Leser:innen konstant bei der Stange hält.
Eine moderne Interpretation des Western-Genres
SIX 2: Ein Berg voller Gold ist kein typischer Western – und das ist seine größte Stärke. Indem es sich auf die Außenseiter konzentriert und die dunklen Seiten des Wilden Westens in den Vordergrund rückt, gelingt es dem Comic, das Genre zu modernisieren und neue Impulse zu setzen. Die realistischen Figuren, kombiniert mit der mystischen Bedrohung der Goldmine, schaffen eine einzigartige Mischung aus Drama, Abenteuer und Mystery.
Für wen ist SIX 2 geeignet?
Dieser Comic ist ein Muss für Fans von Western, die über den Tellerrand hinausblicken möchten. Wer Geschichten wie Deadwood oder Hell on Wheels schätzt, wird auch an SIX 2 Gefallen finden. Aber auch Leser:innen, die Charakterdramen und sozialkritische Themen mögen, sollten sich diesen Band nicht entgehen lassen. Die gelungene Kombination aus spannender Handlung, tiefgründigen Figuren und fantastischen Illustrationen macht ihn zu einem Erlebnis für alle Comic-Liebhaber:innen.
Fazit zu SIX 2: Ein Berg voller Gold, mehr als ein typischer Western
SIX 2: Ein Berg voller Gold bietet eine erfrischend andere Perspektive auf das Western-Genre, indem es die Außenseiter und Gestrandeten in den Mittelpunkt stellt. Philippe Pelaez erzählt eine packende Geschichte voller Spannung, Konflikte und Geheimnisse, während er den typischen Heldenmythos des Wilden Westens hinterfragt. Der Schauplatz der Geschichte, die sagenumwobene Mine, ist ein weiterer Trumpf des Comics. Mit ihrer düsteren Vergangenheit, mystischen Andeutungen und der Bedrohung, die sie ausstrahlt, wird sie fast zu einer eigenen Figur. Besonders bemerkenswert ist, wie der Comic gesellschaftliche Themen aufgreift, ohne sie plakativ zu behandeln. Diskriminierung, Ungerechtigkeit und der harte Überlebenskampf des 19. Jahrhunderts werden in die Handlung verwoben, ohne den Lesefluss zu stören. Auch visuell ist SIX 2 ein Genuss. Die dynamischen und detailreichen Zeichnungen von Jesús A. Casado transportieren die raue Schönheit des Wilden Westens perfekt. Trotz der ernsten Themen und der düsteren Atmosphäre vergisst der Comic nicht, unterhaltsam zu sein. Insgesamt ist SIX 2: Ein Berg voller Gold eine gelungene Mischung aus Abenteuer, Drama und Gesellschaftskritik, die das Western-Genre auf erfrischende Weise interpretiert.
Vielen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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