Die furchtlosen X-Men Paperback 5 Ohne Gnade
Nach dem Massaker auf Krakoa kehrt Kitty Pryde als erbarmungslose Shadowcat zurück. Orchis hat den Mutanten die Schuld an der Hellfire-Gala gegeben, Cyclops ist verschwunden, und die X-Men kämpfen ums Überleben. Während Shadowcat Rache nimmt und Juggernaut Firestar jagt, formiert sich in Latveria ein neues Mutanten-Team unter Dr. Doom. Die Zeiten der Zurückhaltung sind vorbei.
Shadowcat kehrt zurück, eine Reise in die Dunkelheit
Ohne Gnade ist nicht nur der Titel dieses Bandes, sondern auch das Motto, das Gerry Duggan mit der Rückkehr von Shadowcat aufgreift. Kitty Pryde, die sich über die Jahre unter verschiedenen Namen und Identitäten neu erfunden hat, nimmt hier die vielleicht düsterste Gestalt ihrer Karriere an. Der Wandel von der charismatischen Captain Kate zur erbarmungslosen Ninjakriegerin Shadowcat ist fesselnd inszeniert und zieht uns sofort in ihren Bann. Die neue Härte dieser Figur wirkt nicht forciert, sondern wie eine Konsequenz aus den Ereignissen rund um die Hellfire Gala und die damit einhergehende Zerstörung des Status quo der Mutanten.
Intrigen und Verrat: Orchis‘ diabolischer Plan
Die Hellfire Gala hat den Mutanten eine verheerende Niederlage eingebracht, und Orchis hat es geschafft, das Blutbad propagandistisch zu ihrem Vorteil zu nutzen. Fast überall sind Mutanten nun geächtet, und Duggan gelingt es hervorragend, die Ausweglosigkeit dieser Situation darzustellen. Dabei hebt er nicht nur die politischen, sondern auch die emotionalen Konsequenzen hervor. Vor allem Cyclops‘ mysteriöses Verschwinden wird als Schatten über der gesamten Handlung dargestellt, während andere Figuren sich ihren individuellen Krisen stellen müssen.
Kate Pryde: Zwischen Rache und Selbstfindung
Shadowcat ist das Herzstück dieses Comics. Ihre Transformation zur rachsüchtigen Ninjakriegerin bringt nicht nur frischen Wind in die Dynamik der X-Men, sondern auch eine neue Dimension der Brutalität. Ihre Kämpfe sind präzise und gnadenlos inszeniert, was die künstlerische Arbeit von James Towe und Joshua Cassara besonders hervorhebt. Dennoch verliert Duggan nie den Blick auf Kates innere Zerrissenheit, ihre Taten sind brutal, aber niemals sinnlos. Dieser Balanceakt zwischen Rache und moralischem Kompass macht Shadowcat zu einer der spannendsten Mutantenfiguren dieses Bandes.
Juggernaut und Firestar: Ein unerwartetes Duell
Während Shadowcat auf ihrem Rachefeldzug ist, stellt ein anderer Handlungsstrang den Konflikt zwischen Juggernaut und Firestar in den Fokus. Firestar, die nach den Vorwürfen des Verrats zur Zielscheibe wurde, bringt eine interessante Dynamik in die Geschichte. Ihr Versuch, sich zu rechtfertigen und gleichzeitig ihre Rolle innerhalb der X-Men neu zu definieren, ist ein emotionaler Kontrapunkt zu Shadowcats Härte. Juggernauts Ambivalenz als Jäger und Beschützer macht diesen Handlungsstrang noch spannender, die beiden sind finde ich zwei gute Ergänzungen und dürften für mich künftig auch größere Parts einnehmen.
Dr. Doom und die Mutanten von Latveria
In einer überraschenden Wendung betritt ein neues Mutanten-Team unter der Führung von Dr. Doom die Bühne. Diese Entwicklung verleiht der Geschichte eine globale Dimension und zeigt, wie weitreichend die Auswirkungen des Hellfire-Debakels tatsächlich sind. Doom bleibt dabei seinem Charakter treu manipulativ, überheblich und doch faszinierend. Sein Team bietet eine willkommene Abwechslung zu den X-Men, auch wenn man sich wünscht, mehr über die Dynamik innerhalb dieser Gruppe zu erfahren.
Visuelle Brillanz in mehreren Stilen
Die künstlerische Vielfalt dieses Bandes ist sehenswert. James Towe, Joshua Cassara, Phil Noto und Stefano Caselli bringen jeweils ihre eigene Ästhetik ein, was den Comic abwechslungsreich und visuell ansprechend macht. Besonders Cassaras düstere und detaillierte Panels fangen die Härte von Shadowcats Kämpfen perfekt ein, während Notos sanftere Striche in emotionalen Szenen punkten. Diese Mischung verschiedener Stile mag auf den ersten Blick uneinheitlich wirken, trägt aber zur vielfältigen Stimmung des Comics bei.
Action und Emotion im Gleichgewicht
Ohne Gnade ist ein Paradebeispiel dafür, wie Action und Emotion nahtlos ineinander übergehen können. Die Kämpfe sind temporeich und oft brutal, aber sie dienen immer der Geschichte und den Figuren. Gleichzeitig gibt es ruhigere Momente, in denen die Charaktere ihre Verluste, Ängste und Zweifel reflektieren. Diese Balance sorgt dafür, dass der Band sehr zugänglich ist.
Der politische Unterton: Mutanten als Sündenböcke
Die gesellschaftlichen und politischen Implikationen der Geschichte sind unübersehbar. Duggan thematisiert auf subtile Weise, wie leicht Massenpropaganda Vorurteile und Gewalt schüren kann. Die Mutanten stehen einmal mehr symbolisch für alle marginalisierten Gruppen, und die Feindseligkeit, die ihnen entgegengebracht wird, wirkt erschreckend realistisch. Diese Ebene verleiht dem Comic zusätzliche Tiefe und Relevanz.
Ein starker Mittelteil mit kleinen Schwächen
Trotz seiner Stärken hat Ohne Gnade auch einige Schwächen. Die Handlung in Latveria wirkt stellenweise zu fragmentiert und könnte mehr Raum für Entwicklung gebrauchen. Auch die Vielzahl an Handlungssträngen lässt manche Szenen gehetzt wirken. Diese kleinen Mängel schmälern jedoch nicht den Gesamteindruck eines ansonsten guten Comic.
Fazit: Ein düsterer und dynamischer Meilenstein für die X-Men
Mit Ohne Gnade liefert Gerry Duggan einen packenden Band, der nicht nur die dramatischen Nachwirkungen der Hellfire Gala auslotet, sondern auch neue Wege für die Mutanten aufzeigt. Im Mittelpunkt steht Kitty Prydes eindrucksvolle Verwandlung in Shadowcat eine erbarmungslose Kämpferin, die mit gnadenloser Härte gegen ihre Feinde vorgeht. Shadowcat ist der unangefochtene Mittelpunkt dieser Geschichte. Orchis’ manipulative Propaganda gegen die Mutanten gibt der Geschichte eine düstere Note. Die Mutanten als Sündenböcke für das Massaker darzustellen, ist eine clever inszenierte Wendung, die die ohnehin angespannte Lage weiter verschärft.
Firestar und Juggernaut sind hier in meinen Augen tolle Ergänzungen und schaffen es auch durchweg abzuliefern.
Die Einführung eines Mutanten-Teams unter Dr. Doom bringt frischen Wind in die Geschichte. Doom bleibt seiner Natur treu, während sein neues Team die globale Dimension der Handlung unterstreicht. Der Band will in meinen Augen viel abgedecken und bringt dies zwar auch gut rüber, es bleibt aber auch einiges auf der Strecke.
Die künstlerische Vielfalt des Comics ist ein Highlight. Die vier Zeichner Towe, Cassara, Noto und Caselli bringen jeweils ihre eigene Handschrift ein, wodurch der Band sowohl dynamisch als auch atmosphärisch dicht wirkt. Die Kämpfe in Ohne Gnade sind beeindruckend choreografiert und oft gnadenlos brutal. Ohne Gnade ist ein eindrucksvoller Mittelteil der aktuellen X-Men-Storyline, der Lust auf mehr macht und die Mutanten in eine dunklere, faszinierende Richtung lenkt.
Vielen Dank an Panini Comics für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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