The Boys Pocket Edition 2 Es wird blutig
Was steckt hinter Vought American, dem Unternehmen, das seit 60 Jahren Superhelden kontrolliert? Die Boys stellen sich den Seven, während Hughie bei den G-Men landet, der wohl profitabelsten Superhelden-Truppe der Welt.
Rückkehr in eine düstere Welt: The Boys Pocket Edition 2: Es wird blutig
Der zweite Band der Pocket Edition von The Boys bringt uns wieder mitten hinein in die düstere und zynische Welt von Garth Ennis, in der Superhelden nicht die strahlenden Retter sind, sondern korrupte, machthungrige Figuren, die mehr Unheil anrichten, als sie verhindern. Wer den ersten Band kennt, weiß schon, dass dieser Comic nichts für Zartbesaitete ist und das trifft auch hier voll zu.
Der Tanz mit den Puppenspielern
Im Mittelpunkt der Handlung steht diesmal das Unternehmen Vought American. Garth Ennis zeigt uns ein Bild von korrupten Großkonzernen, die aus dem Hintergrund die Strippen ziehen und die Geschicke der Superhelden kontrollieren. Vought American ist kein typisches Comic-Bösewicht-Unternehmen, das einfach nur Böses tut, weil es eben böse ist. Stattdessen zeigt Ennis, wie Kapitalismus und Machtstreben Hand in Hand gehen. Vought American will vor allem eins: Profite. Dafür wird alles geopfert, auch die moralischen Grundsätze der Superhelden.
Die Seven sind Helden oder Schurken?
Der Konflikt mit den Seven, der wichtigsten und mächtigsten Superheldengruppe in dieser Welt, spitzt sich weiter zu. Die Seven, die im ersten Band bereits als moralisch fragwürdige Helden eingeführt wurden, verlieren auch in diesem Band nicht an Grausamkeit. Ihre Machtposition ist unangefochten, und das macht sie umso gefährlicher. Die Boys unsere Helden haben in ihnen einen übermächtigen Feind. Hier wird wieder einmal deutlich, dass The Boys die traditionelle Helden-Schurken-Dichotomie aufbricht und uns zeigt, dass Macht oft korruptiert.
Hughies Reise, ein Trottel im Haifischbecken
Ein Highlight des Comics ist definitiv Hughie, der immer noch versucht, sich in dieser gewaltbereiten und düsteren Welt zurechtzufinden. Er wirkt nach wie vor wie der naive Junge von nebenan, der plötzlich in eine Welt voller Superhelden und Gewalt geworfen wurde. Besonders spannend ist seine Begegnung mit den G-Men, einer weiteren Superheldentruppe. Hughie wird zunehmend klar, dass in dieser Welt nichts ist, wie es scheint, auch nicht die G-Men, deren inneres Gefüge voller Intrigen und Skandale steckt.
Die G-Men, mehr als eine Parodie auf die X-Men?
Die G-Men, offensichtlich eine Parodie auf Marvels X-Men, bieten Ennis die perfekte Vorlage, um mit Superhelden-Klischees zu spielen. Ennis zeigt uns eine Gruppe von Helden, die nicht nur moralisch bankrott ist, sondern deren Existenz sich vor allem um Profit und Markenbildung dreht. Es ist eine bissige Satire auf das moderne Comic-Geschäft, das Helden oft zu Produkten degradiert.
Die zarte Romanze: Starlight und Hughie
Neben all dem Blutvergießen und den Intrigen gibt es auch sanftere Momente in diesem Band. Die Beziehung zwischen Starlight und Hughie entwickelt sich weiter und bringt eine überraschende menschliche Komponente in die Geschichte. Starlight, die selbst Teil der Seven ist, aber deren Korruption und Machtmissbrauch verabscheut, findet in Hughie eine Art Anker. Ihre Beziehung ist ein zartes Pflänzchen inmitten der Gewalt und Zerstörung und bietet uns eine emotionale Atempause. Dennoch bleibt die Frage offen, wie lange diese Beziehung in einer so toxischen Welt Bestand haben kann, vor allem, wissen beide nicht was der jeweils andere tut.
Die Gewalt eskaliert, wie weit wird Ennis gehen?
Wie der Titel bereits andeutet, eskaliert die Gewalt in diesem Band. Ennis ist bekannt für seine gnadenlosen und expliziten Darstellungen von Brutalität, und Es wird blutig enttäuscht in dieser Hinsicht nicht. Doch bei all der Gewalt bleibt die Frage: Ist das noch notwendig? Manchmal scheint es, als ginge Ennis nur um den Schockfaktor. Wir müssen hier eine hohe Toleranzschwelle für Blut, Gedärme und gnadenlose Kämpfe mitbringen. Wer zartbesaitet ist, wird möglicherweise abgeschreckt, aber Fans von Ennis’ Werk werden genau das bekommen, was sie erwarten.
Darick Robertsons Zeichnungen, sind nichts für schwache Nerven
Natürlich wäre die brutale und düstere Atmosphäre des Comics ohne Darick Robertsons Zeichnungen nicht annähernd so wirkungsvoll. Robertson fängt die verstörende Natur dieser Welt perfekt ein. Seine Bilder sind dreckig, roh und oft auf den Punkt getroffen, was den Ton der Geschichte noch verstärkt. Besonders die Darstellung der Superhelden, die oft grotesk und unheimlich wirken, unterstreicht Ennis’ kritischen Ansatz. Doch auch in den ruhigeren Momenten, wie den Szenen zwischen Starlight und Hughie, zeigt Robertson, dass er ein feines Gespür für Mimik und Körpersprache hat.
Eine Parodie mit Tiefgang?
Während The Boys oberflächlich wie eine zynische Parodie auf das Superhelden-Genre wirkt, steckt unter der Oberfläche viel mehr. Garth Ennis nutzt die Superhelden als Metapher für Machtmissbrauch, Kapitalismus und moralische Korruption. Es ist kein reiner Spaßcomic, auch wenn der schwarze Humor stets präsent ist. Ennis möchte uns zum Nachdenken bringen: Was wäre, wenn Superhelden wirklich existierten? Wären sie wirklich die moralisch einwandfreien Helden, die wir aus klassischen Comics kennen, oder wären sie genauso korrumpierbar wie jeder andere Mensch auch?
Wo geht die Reise hin?
Am Ende von Band 2 bleiben viele Fragen offen. Der Konflikt zwischen den Boys und den Seven scheint unausweichlich, aber wie weit werden beide Seiten gehen? Und welche Rolle wird Vought American in diesem Konflikt spielen? Hughies Reise ist noch lange nicht zu Ende, und es bleibt spannend zu sehen, wie sich seine Beziehung zu Starlight und seine Rolle innerhalb der Boys weiterentwickeln wird. Auch die G-Men könnten in Zukunft noch eine größere Rolle spielen, ihre internen Konflikte bieten jedenfalls genug Zündstoff.
Fazit
The Boys Pocket Edition 2 führt uns noch tiefer in Garth Ennis‘ zynische und düstere Version einer Welt, in der Superhelden alles andere Vorbilder sind. Stattdessen wird einmal mehr klar, dass diese Helden korrupte, machtgierige Marionetten eines skrupellosen Unternehmens, Vought American, sind. Der zweite Band setzt dort an, wo der erste aufhörte, und baut den Konflikt zwischen den Boys und den Seven weiter aus, während neue Figuren wie die G-Men die ohnehin komplexe und kaputte Superhelden-Welt noch weiter aufmischen.
Eines der größten Stärken von Ennis‘ Werk ist seine Fähigkeit, hinter die Fassade des klassischen Superhelden-Genres zu blicken. Was wäre, wenn Superhelden in der realen Welt existierten? Die Darstellung von Vought American als kapitalistische Strippenzieher im Hintergrund bringt einen zusätzlichen Realismus in die Geschichte, der in herkömmlichen Werken oft fehlt.
Auch die Seven, die Superhelden-Elite dieser Welt, werden weiter ausgebaut. Gerade das macht die Konfrontationen zwischen den Boys und den Seven so spannend und unvorhersehbar. Hughie bleibt die Schlüsselfiguren der Geschichte, und seine Reise ist ebenso faszinierend wie auch spannend. Als der scheinbar naive Außenseiter stolpert er von einer gefährlichen Situation in die nächste.
Garth Ennis zeigt uns, dass hinter den glänzenden Fassaden von Superhelden-Teams oft nichts anderes steckt als Profitgier und Intrigen. Zwischen all den Kämpfen, Intrigen und Machenschaften blitzt auch etwas Menschlichkeit auf, vor allem in der Beziehung zwischen Hughie und Starlight. Was den Gewaltgrad angeht, macht Ennis im zweiten Band keine Kompromisse.Darick Robertsons Zeichnungen spielen eine ebenso wichtige Rolle wie die Story selbst. Seine Illustrationen fangen die schmutzige, rohe Welt von The Boys perfekt ein.
Vielen Dank an Panini Comics für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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